Null-Emissionsquartier
Neues Wohnmodell soll Energiewende sozialverträglich umsetzen
Die Energiewende besteht nicht ausschließlich aus technischen Neuerungen. So werden in Zwickau auch weitere Rahmenbedingungen, wie die Sozialstruktur der Bewohner und Nutzer und die vorhandene Infrastruktur, betrachtet. Wie wirken sich die neuen Energiekonzepte auf die Bürger aus? Welche Art von Bedenken haben sie? Es ist geplant, diese Aspekte gemeinsam mit den Bewohnern zu diskutieren.
Im künftigen Null-Emissionsquartier Marienthal werden drei Versorgungsstrategien erprobt. Dabei handelt es sich um eine dezentrale und eine zentrale Lösung mit großem Speicher. Die bereits vorhandene konventionelle Energieversorgung, die auf erdgasversorgten Wärmeerzeugern basiert, bleibt in einem Teilgebiet des Quartiers erhalten. Dieses dient als Referenz und erhält keine technischen Verbesserungen, wird aber mit Messtechnik ausgestattet, um Energieverbräuche und Betriebsdaten zu erfassen. Dadurch können Erkenntnisse gewonnen werden, inwieweit Beratung und Information der Bewohner, Auswirkungen auf den Energieverbrauch haben.
„Zwickauer Energiewende Demonstrieren – ZED“ im November gestartet
Am 1. November ist das Verbundvorhaben „ZED“ gestartet. Dreizehn Projektteams beteiligen sich an dem Vorhaben, das die Stadt Zwickau koordiniert. Die wissenschaftliche Leitung übernimmt die Westsächsische Hochschule Zwickau. Das neue Wohn-Modell hat den Anspruch, die Energiewende ökologisch effizient, sozial gerecht und wirtschaftlich tragfähig umzusetzen. „Wir wollen zukunftssicher bezahlbares Wohnen haben und genau dafür entwickeln wir diese Technologien, also Regelungstechnologien, um die Energiekosten in den Quartieren zu senken“ erläutert Prof. Dr. Tobias Teich, Professor für Vernetzte Systeme an der Westsächsischen Hochschule Zwickau.
Vom smarten Haus zum smarten Quartier
Eine qualitativ gute und effektive Wärmedämmung sowie eine Photovoltaikanlage auf dem Dach sind keine neuen technischen Entwicklungen. Im Zwickauer Null-Emissionsquartier kommt die intelligente Steuerung als wichtiger Aspekt hinzu. Die Bewohner nutzen Energie zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Die smarte Steuerung soll Wärme und Strom genau dann bereitstellen, wenn diese wirklich gebraucht wird. Dies geschieht beispielsweise über Wärmepumpen, Speicher und Photovoltaik vor Ort.
Mobilität im Quartier
Auch in einem emissionsfreien Quartier besteht der Wunsch nach Mobilität. Um die damit verbundenen Umweltbelastungen wie beispielsweise Feinstäube, CO2-Emissionen zu reduzieren, spielt die Elektromobilität eine bedeutende Rolle. Elektroautos müssen aufgeladen werden. Daher ist eine ausreichende Ladeinfrastruktur vor Ort erforderlich. Der Markt bietet verschiedene Schnellladesysteme, die jeweils eigene Ladesäulen benötigen. Ein Ziel des Forschungsvorhabens ist es, eine neue Ladesäule zu entwickeln, die mehrere Systeme vereint.
Projektpräsentation auf den Berliner Energietagen 2018
Auf den Berliner Energietagen 2018 wurde Sven Leonhardt von der Stadt Zwickau gefragt, welche strukturellen Eigenschaften des Quartiers „ZED“ besonders beispielhaft hinsichtlich der Übertragbarkeit für andere Städte sind.
Förderinitiative Solares Bauen/Energieeffiziente Stadt
Das Projekt „Zwickauer Energiewende Demonstrieren – ZED“ ist eines von sechs Leuchtturmprojekten und das einzige in den neuen Bundesländern der in 2016 gestarteten Förderinitiative Solares Bauen/Energieeffiziente Stadt des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Das Projektkonsortium besteht neben der Stadt Zwickau und der Westsächsischen Hochschule Zwickau aus elf weiteren Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und dem sozialen Bereich.