01.12.22 | Aktualisiert am: 14.12.2022

Innerstädtische Gewerbegebiete haben bisher eine Wärmeversorgung, die von benachbarten Wohnvierteln getrennt ist. Im Projekt urbanHeat haben zwei Unternehmen in Nürnberg entschieden, es anders zu machen: MAN Truck & Bus SE wird an das Fernwärmenetz der N-ERGIE Aktiengesellschaft angeschlossen.

Die beiden Unternehmen haben jetzt einen Vertrag abgeschlossen, der zu einer effizienteren und dadurch klimafreundlicheren Energieversorgung beiträgt: N-ERGIE liefert Wärme aus dem Fernwärmenetz an MAN, umgekehrt speist das Unternehmen bei ausreichend hohen Rücklauftemperaturen wieder zurück in den Vorlauf des Fernwärmenetzes ein und liefert so Energie, die auch umliegende Quartiere nutzen können.

Der Bau des entsprechenden Dreileiter-Fernwärmeanschlusses ist vor Kurzem abgeschlossen worden und in den Regelbetrieb gestartet. Er verbindet zwei bisher getrennte zentrale Fernwärmeleitungen. Die Anschlussleistung liegt zunächst bei 15 Megawatt (MW), bei weiteren Optimierungen am Standort sind perspektivisch bis zu 30 MW möglich. Die Bauarbeiten dauerten rund drei Jahre. Den Anschluss möglich machten unter anderem Vorarbeiten im vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Vorhaben Projekt urbanHeat. 

Forschende legen Basis für effizienten Fernwärme-Anschluss

Steigende Energiekosten und die Forderung nach weniger CO2-Emissionen sind für viele ältere Industriebetriebe eine große Herausforderung. Sie müssen ihre historisch gewachsenen Wärmeversorgungssysteme modernisieren und dabei auch langfristig denken: „Aufgrund der hohen Lebensdauer von Wärmeerzeugern und Infrastruktur ist es besonders wichtig, die langfristigen Klimaschutzziele des jeweiligen Unternehmens zu berücksichtigen und bereits frühzeitig den Grundstein für eine weitreichende Dekarbonisierung der jeweiligen Standorte zu legen“, erklärt Felix Pag, urbanHeat-Projektleiter von der Universität Kassel. „Insbesondere innerstädtisch müssen emissionsarme und ressourceneffiziente Produktionsweisen für die klimaangepasste Stadt von morgen geschaffen und hierfür alle Potenziale erneuerbarer Wärmeerzeuger genutzt werden.“

Hierfür ist der Zusammenschluss von Expertinnen und Experten aus Forschung, Energieversorgung und Industrie wie im Projekt urbanHeat erforderlich. Das Wissenschaftsteam hat mit seinen Vorarbeiten dazu beigetragen, dass eine effiziente Nutzung der Fernwärme überhaupt möglich ist. So sorgten sie etwa dafür, dass am MAN-Produktionsstandort das interne Temperaturniveau sowie der Wärmeverbrauch reduziert wurden. Darüber hinaus identifizierten sie Abwärmepotenziale, die zunächst intern genutzt aber auch in das Fernwärmenetz eingespeist werden können. Bereits heute wird der Großteil der Prozesse über das interne Heizungsnetz versorgt. Einige Anlagen werden jedoch noch von dem energieintensiveren Dampfnetz beheizt, sollen aber mittelfristig auch auf eine Warmwasserbeheizung umgestellt werden. Solarthermie und Wärmepumpen werden dazu in das Energiesystem integriert. 

Auf andere Standorte übertragbar

Die in Nürnberg gesammelten Erfahrungen sollen langfristig dazu beitragen, auch andere innerstädtische Gewerbegebiete effizienter und klimafreundlicher in die Wärmeversorgung mit einzubinden. Das Projekt urbanHeat, in dem auch die VW AG aktiv ist, läuft noch bis Juni 2024. Im weiteren Projektverlauf steht die wissenschaftliche Begleitung des innovativen Fernwärmeanschlusses durch die Universität Kassel im Fokus. (bs)

Kontakt

Koordination urbanHeat
Universität Kassel
Institut für Thermische Energietechnik
www.uni-kassel.de

Tel.: +49-561 804-3891

Jetzt Projektideen für klimaneutrale Wärme und Kälte einreichen

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat einen „Förderaufruf Klimaneutrale Wärme und Kälte“ veröffentlicht. So genannte Mikroprojekte beschleunigen das Förderverfahren. Nähere Informationen finden Sie auf energieforschung.de.

Das Informationssystem EnArgus bietet Angaben zur Forschungsförderung, so auch zu diesem Projekt.
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