11.05.23 | Aktualisiert am: 11.05.2023

Die Wissenschaftliche Begleitforschung Energiewendebauen hat untersucht, wie sich die aktuellen Energie- und Baukostenentwicklungen auf die Transformation und den Ausbau von Wärmenetzen auswirken. Die Studie thematisiert Herausforderungen, neue Chancen und wie die Forschung hier unterstützen kann.

Um die Wärmewende erfolgreich und schnell umzusetzen, müssen neben individuellen klimafreundlichen Heizlösungen auch die Wärmenetze ausgebaut werden. Doch wie wirkt sich die veränderte Marktsituation etwa durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg auf deren Ausbau aus? Die durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Wissenschaftliche Begleitforschung Energiewendebauen hat dies untersucht und die Ergebnisse in einer jetzt erschienenen Publikation zusammengefasst. Die Forschenden wollten wissen, wie steigende Energie- und Baukosten den Um- und Ausbau von netzgebundenen Wärmeversorgungskonzepten beeinflussen – gefährden sie diesen oder eröffnen sich dadurch sogar neue Chancen?

Bisher vergleichsweise teure Wärmekonzepte werden konkurrenzfähig

In ihrer Studie kommen die Forschenden zu dem Ergebnis, dass von den schwankenden Energiepreisen auch die Fernwärme in ihrer heutigen Form, also mit einem hohen Anteil fossiler Energieträger, betroffen ist. Die Auswirkungen sind weniger stark als bei Erdgasheizungen, aber dennoch nennenswert. Die Kostensteigerung von Erdgas birgt Chancen für die Transformation bestehender Netze und begünstigen Lösungsansätze, die erneuerbare Energiequellen einbinden. Denn bislang nicht konkurrenzfähige Konzepte werden nun wirtschaftlich attraktiver.

So war es etwa bisher deutlich günstiger, ein Wärmenetz über eine Erdgas-KWK-Anlage (Kraft-Wärme-Kopplung) mit Wärme zu beliefern als aus erneuerbaren Quellen. Dieses Verhältnis verschiebt sich angesichts der aktuellen Preisentwicklungen. Zudem gewinnen lokale Energiequellen seit dem Ukraine-Krieg an Bedeutung – auch um weniger Energie und insbesondere fossile Energieträger importieren zu müssen und damit insgesamt unabhängiger zu werden. Damit steigt den Forschenden zufolge auch die gesellschaftliche Akzeptanz für neue klimafreundliche Wärmenetze.

Auf der anderen Seite ist es jedoch gleichzeitig teurer geworden, Wärmenetze zu bauen und umzubauen. Vor allem die hohen Tiefbaukosten und der gestiegene Investitionsbedarf hemmen die Umsetzung. Darüber hinaus erschweren Fachkräftemangel und begrenzte Kapazitäten, die Netze schnell auszubauen und zu transformieren.

Forschung hilft dabei, die Kosten für Verbraucherinnen und Verbraucher zu senken

Die Wissenschaftliche Begleitforschung Energiewendebauen hat für ihre Studie aktuell laufende Forschungsprojekte befragt, die sich mit Wärmenetzen befassen. Zum einen wollte die Begleitforschung wissen, wie sich die aktuellen Preisentwicklungen auf die Forschungsvorhaben auswirken. Zum anderen wurde gefragt, wie die Forschungsarbeiten dazu beitragen können, die Wärmekosten für Verbraucherinnen und Verbraucher zukünftig zu senken. Hierfür arbeiten verschiedene Projekte etwa daran, Abwärme aus Industrie oder Rechenzentren nutzbar zu machen sowie optimale Betriebssteuerungen umzusetzen und so die Wärmeversorgung effizienter und damit kostengünstiger zu gestalten. Weitere Ansätze, von denen Verbraucherinnen und Verbraucher profitieren können, sind unter anderem Niedertemperaturkonzepte, energetische Standards in den belieferten Gebäuden sowie sozialverträgliche Sanierungskonzepte.

Die Begleitforschung betont, dass sich aus den Erfahrungen der Forschungsprojekte wichtige Anhaltspunkte für neue innovative Wärmenetze ableiten ließen – etwa zu dringend benötigten Transformationsprozessen und zum weiteren Ausbau. Damit leisten die Forschungsergebnisse einen Beitrag dazu, dass die Wärmewende gelingen und in der Praxis ankommen kann.

Mehr zu den betrachteten Forschungsprojekten und den Ergebnissen der Studie lesen Sie in der vollständigen Veröffentlichung.

Weitere Veröffentlichungen der Wissenschaftlichen Begleitforschung Energiewendebauen etwa zu den Themen Abwärmenutzung und Kommunale Wärmeplanung finden Sie hier. (ks)

Kontakt

Autoren

Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
Janis Bergmann

RWTH Aachen University
Lehrstuhl für Gebäude- und Raumklimatechnik

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