06.06.23 | Aktualisiert am: 03.08.2023

Von Wärmepumpen bis Geothermie: Auf den Berliner Energietagen zeigten Forschende, welche Technologien und Konzepte sie für eine klimafreundliche Wärmeversorgung entwickeln. Fachleute aus Wissenschaft und Praxis stellten dort ihre Arbeit in BMWK-geförderten Projekten vor.

Zum Start der BMWK-Veranstaltungsreihe „Durch beschleunigten Wärmepumpenausbau zur Klimaneutralität“ wies Susanne Buscher, Referentin im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), darauf hin, dass die angewandte Energieforschung in den letzten Jahren viele Technologien entwickelt und erprobt habe, die jetzt für die Wärmewende verfügbar seien. Sie betonte, dass in neuen Forschungsvorhaben weitere Lösungen für die aktuellen Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität entwickelt würden.

Einige davon präsentierten Expertinnen und Experten aus Forschung und Praxis in ihren Vorträgen zum Thema Wärmepumpen. Dr. Lena Schnabel, Abteilungsleiterin „Wärme- und Kältetechnik“ am Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE, startete mit einem Überblick über aktuelle Praxiserfahrungen und Erkenntnisse in diesem Bereich:

Momentan kommen so genannte F-Gase häufig als Kältemittel in Wärmepumpen zum Einsatz. Eine neue EU-weite Verordnung wird deren Verwendung voraussichtlich in Kürze einschränken. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler setzen in ihren Vorhaben jetzt auf den Einsatz des natürlichen Kältemittels Propan. Dies ist etwa in dem aktuell laufenden Projekt LCR 290 der Fall. Hier entwickelt das Fraunhofer ISE einfach anwendbare und multiplizierbare Lösungen für den Austausch von Gas- und Ölheizungen durch Wärmepumpen in Bestandsgebäuden. (Hier finden Sie weitere Informationen zum Vorgängerprojekt).

Luftwärmepumpen spielen beim Wärmepumpenausbau eine zentrale Rolle. Wie man durch die geschickte Nutzung verschiedener Wärmequellen in Kombination mit einem innovativen Betriebs- und Regelungskonzept einen großen Effizienzgewinn erzielen kann, zeigte Professor Christian Schweigler in seinem Vortrag über die Erkenntnisse aus dem Projekt TriValent.

Wärmepumpen für Industrie und Fernwärme

Im Industriebereich können Wärmepumpen vor allem im Bereich Prozesswärme unterstützen. Bernhard Adler von ecop Technologies stellte als Beispiel technische Potentiale von Rotationswärmepumpen vor. Allgemein zählen die Themen Prozessanalyse, Sicherheitskonzepte, Kompressoren und Wärmeübertrager für natürliche Kältemittel und Temperaturen höher als 100°C zu wichtigen Forschungsfeldern im Bereich Industrie.

Wie Großwärmepumpen zur CO2-Reduktion von Fernwärme beitragen können, zeigte Dr. Andrej Jentsch, Projektleiter bei der AGFW-Projekt GmbH, in seinem Vortrag. In dem von ihm betreuten Reallabor der Energiewende "Großwärmepumpen in Fernwärmenetzen - Installation, Betrieb, Monitoring und Systemeinbindung" werden Großwärmepumpen an fünf unterschiedlich strukturierten Kraftwerksstandorten an Fernwärmenetze angebunden.

Dr. MatthiasWagnitz vom Zentralverband Sanitär, Heizung, Klima stellte in seinem Vortrag die Rolle des Handwerks bei der Umsetzung der Energiewende vor. Er berichtete über aktuelle Herausforderungen und Erfahrungen aus der Praxis (Hier gelangen Sie zum ausführlichen Interview mit Herrn Wagnitz).

Nach einer Podiumsdiskussion um zukünftige und aktuelle Forschungsfragen rund um das Thema Wärmepumpen, betonte Dr. Rodoula Tryfonidou, Leiterin des Referats "Energieforschung - Grundsatzfragen und Strategie" im BMWK, in ihrem Schlusswort die Bedeutung der angewandten Energieforschung für eine erfolgreiche Energiewende. Das Thema Wärme werde genauso wie der Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Praxis im bald erscheinenden 8. Energieforschungsprogramm der Bundesregierung eine prominente Rolle spielen.

Geothermie im Einsatz für die Wärmewende

Auf der vom Deutschen GeoForschungsZentrum angebotenen Veranstaltung „Geothermie- Gamechanger für die Wärmewende“ diskutierten Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Praxis und Politik die Potenziale der Geothermie in Deutschland. In seinem Eröffnungsvortrag ging Dr. Wolfgang Langen, Leiter des Referates "Energieforschung – Projektförderung und Marktbereitung; Schlüsseltechnologien der Energiewende" im BMWK, insbesondere auf das politische Papier „Eckpunkte für eine Erdwärmekampagne - Geothermie für die Wärmewende“  ein.

Ziel sei es, bis 2030 in Deutschland 100 zusätzliche geothermische Anlagen zu errichten. Um dies zu erreichen, seien im Eckpunktepapier acht Maßnahmenfelder definiert worden: Austausch mit Akteuren (Dialogprozess), Datenkampagne (Informationsdefizite abbauen), Explorationskampagne (Marktbereitung schaffen), Beschleunigung von Genehmigungsverfahren, Förderprogramme, Risikoabfederung, Fachkräfte und Verfügbarkeit von Mess- und Bohranlagen sowie Akzeptanz. Weitere Vortragsthemen der Veranstaltung waren Status, Risiko und Potenziale der Geothermie in Deutschland.

Die Energietage fanden vom 22. Mai bis 23. Mai in Präsenz in Berlin statt. Informationen und einige Vorträge der genannten Veranstaltungsreihen finden Sie hier:

Veranstaltung "Durch beschleunigten Wärmepumpenausbau zur Klimaneutralität"

Veranstaltung "Geothermie - Gamechanger für die Wärmewende"
 (bs)

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Klimaneutrale Wärme und Kälte

Über die Hälfte der Energie in Deutschland nutzen wir, um unsere Häuser, Büros und Geschäfte zu heizen und um Wärme für Gewerbe und Industrie bereitzustellen. Der Übergang hin zu erneuerbarer Wärme, unvermeidbarer Abwärme und CO2-freien Brennstoffen muss organisiert werden.

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