13.03.2024 | Aktualisiert am: 13.03.2024

Ob CO2-arme Energieversorgung, nachhaltige Baumaterialien oder die Einbindung von Nutzenden: Auf dem 4. Kongress Energiewendebauen in Frankfurt zeigten Forscherinnen und Forscher, wie die Energiewende im Gebäude- und Quartiersbereich umgesetzt werden kann. Und auch das Handwerk kam nicht zu kurz.

Der von der wissenschaftlichen Begleitforschung organisierte Kongress startete mit einem Baustellenrundgang: Per Video zeigte Christian Maaß, Leiter der Abteilung Wärme, Wasserstoff und Effizienz im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, wie fossile Energieträger durch erneuerbare Energien ersetzt werden können. Zugeschaltet von der Baustelle in Berlin-Dahlem stellte er das Projekt FUBIC All Electricity Realization vor, in dem Forschende auf eine Strom- und Wärmeversorgung setzen, die rein auf elektrischer Energie basiert.

Neben der intelligenten Energieversorgung von Gebäuden in Quartieren, spielen auch die Gebäude selber und die dort eingesetzten Baustoffe eine wichtige Rolle. „Man kann auch im Bestand vorhandene Materialien wieder nutzen“, so Maaß. Außerdem sei es sinnvoll, bei Dämmstoffen mit natürlichen Materialien zu arbeiten. Bei allen Innovationen müssten die Gebäudenutzerinnen und -nutzer mitgenommen werden, etwa durch leicht verständliche Benutzeroberflächen bei digitalen Anwendungen.

Wichtig bei der Energiewendebauen-Forschung sei auch, zu lernen, wo es noch Hemmnisse in der Umsetzung gibt. Mit diesem Wissen könne das regulatorische Umfeld an Innovationen angepasst werden. „Unser Ziel ist es, von der Forschung in die Praxis zu kommen“, so Maaß.

Wärmepumpen: Aus Handwerkspraxis heraus forschen

Eine fossile Heizung auf eine stromgetriebene Heizung wie eine Wärmepumpe umzurüsten, dauert momentan doppelt so lange wie die Umstellung von Öl- auf Gasheizung. Mit dem im Oktober 2023 gestarteten Projekt WESPE soll sich das ändern und die Umrüstzeiten auf Wärmepumpen sollen deutlich verkürzt werden. Dazu analysiert das Konsortium unter Leitung des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) unter anderem die einzelnen Arbeitsschritte bei der Montage von Wärmepumpen und optimiert diese anschließend gemeinsam mit den wissenschaftlichen Partnern. (Lesen Sie hierzu auch das Interview mit Dr.-Ing. Matthias Wagnitz vom ZVSHK)

Von Energieströmen, Dämmstoffen und Vakuumfenstern

Im Reallabor der Energiewende TransUrban.NRW haben die Projektpartner ein so genanntes kaltes Nahwärmenetz umgesetzt. Dieses kommt mit Temperaturen von unter 20 Grad Celsius aus, normalerweise liegt die Vorlauftemperatur von Wärmenetzen bei über 70 Grad Celsius. Um die Vorteile kalter Nahwärmenetze zu nutzen, müssen schon in der frühen Planungsphase die Energieströme, die Netztemperaturen und das Zusammenspiel zwischen Gebäuden, Netz und Einspeisungen optimiert werden. Marcus Fuchs von heatbeat engineering zeigte in seinem Vortrag, wie dies möglich ist.

Bei der Gebäudedämmung sollen zukünftig vermehrt nachwachsende Rohstoffe zum Einsatz kommen – und damit Dämmstoffe aus fossilen oder mineralischen Rohstoffen ersetzen. Dies hat auch beim Rückbau der Gebäude Vorteile, denn diese Baustoffe sind größtenteils biologisch abbaubar. Im Vortragsblock „Innovative Fassaden“ stellten die Vorhaben Bio-FassadeOrganoPor_Fassade und HLBhybrid ihre Entwicklungen in den Bereichen Dämmung und Fassadenelemente vor.

Ein Vakuum zwischen Glasscheiben macht Fenster undurchlässiger für Wärme und Kälte. Dies machen sich die Forschenden im Vorhaben FFS-VIG zunutze. Die von Ihnen entwickelten Fenster sind bereits in einem Demonstrationsgebäude eingebaut. Die Projektpartner präsentierten ein Fenster-Muster auf dem Messestand der wissenschaftlichen Begleitforschung Energiewendebauen.

Energiewende: Menschen vor Ort mitnehmen

Wie kann die Energiewendebauen-Forschung der Zukunft aussehen? Auch dies diskutierten Expertinnen und Experten aus den verschiedenen Disziplinen auf dem Kongress. Dass es dabei nicht nur auf die technologische Perspektive ankomme, betonte Christina West vom Reallabor der Energiewende DELTA. Wichtig sei es, die Menschen vor Ort bei der Energiewende mitzunehmen, etwa durch so genannte Sharing-Points. Drei solcher Stationen gibt es in Darmstadt im Rahmen von DELTA. Hier können etwa technische Geräte zur Entleihe zur Verfügung gestellt werden oder Fahrgemeinschafts-Projekte umgesetzt werden, um klimaschädliche Ressourcen einzusparen.

Informationen zum 4. Kongress Energiewendebauen

Mit rund 300 Teilnehmenden fand die Veranstaltung in diesem Jahr erstmalig auf der Messe Light & Building in Frankfurt statt. Die Besucherinnen und Besucher aus Forschung, Praxis und Industrie konnten sich hier vernetzen und bei Vorträgen, Messerundgängen und am Messestand der wissenschaftlichen Begleitforschung Energiewendebauen zu aktuellen Entwicklungen informieren. Der 4. Kongress Energiewendebauen fand vom 6. bis 7. März statt und wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) von der Wissenschaftlichen Begleitforschung Energiewendebauen und dem Forschungsnetzwerk Energiewendebauen organisiert.

In Kürze werden auf energiewendebauen.de sowie auf dem YouTube-Kanal „Energieforschung“ Interviews vom 4. Kongress Energiewendebauen zu BMWK-geförderten Forschungsvorhaben veröffentlicht. (bs)

Kontakt

Koordination Wissenschaftliche Begleitforschung Energiewendebauen

Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) Landesverband Berlin Brandenburg e.V.
Dipl.-Ing. Berit Müller

030 293812-67

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