Die Stromnachfrage in Städten ist hoch. Und sie wird mit der steigenden Anzahl an Elektrofahrzeugen wachsen. Eine klimafreundliche Lösung könnten mehr Photovoltaik-Anlagen vor Ort sein: auf Dächern von Bestands- und Neubauten. Wie dies möglich ist, untersuchten Forschende im Projekt EMGIMO (kurz für: Neue Energieversorgungskonzepte für Mehr-Mieter-Gewerbeimmobilien: Integration und Management flexibler Lasten, einschließlich Elektromobilität, gepaart mit mieterfreundlichen innovativen Energievermarktungskonzepten). Im Ergebnis liegen jetzt zwei Leitfäden mit Erfahrungen und Handlungsempfehlungen vor. Diese beinhalten jeweils einen rechtlichen und einen technischen Schwerpunkt.

Vor allem im urbanen Raum und in Nicht-Wohngebäuden herrscht ein hoher Strombedarf bezogen auf die bebaute Fläche. Schon heute kann die Nachfrage nach Ladepunkten für Elektrofahrzeuge teils nicht mehr zu vertretbaren Kosten gedeckt werden. Die Leistungsreserven sind im Bestand begrenzt.

Ziel des Projektes ist es, ein wirtschaftlich tragfähiges und übertragbares Konzept für die Versorgung mit PV-Strom in Immobilien mit mehreren gewerblichen Mietern zu entwickeln. Konkret wurde dies in einer Münchner Immobilie in Kooperation mit den sieben Mietern umgesetzt. Es handelt sich um ein Bestandsgebäude aus dem Jahr 1994 mit einer vermieteten Fläche von 9.000 Quadratmetern. Das Forschungsprojekt wird von einem Konsortium aus Unternehmen der freien Wirtschaft, Juristen und Wissenschaftlern umgesetzt.

Intelligentes Lastmanagement entwickelt

Mit den 330 installierten, monokristallinen Modulen und insgesamt 99 kWp sorgt die Photovoltaik-Anlage für einen signifikanten Eigenanteil an der Stromversorgung mit CO2-neutraler Energie. Zusätzlich wurde ein skalierbares E-Mobilitätskonzept mit sechs Ladepunkten für Elektrofahrzeuge installiert. Über ein flexibles Lastmanagement soll erreicht werden, dass der PV-Strom möglichst dann genutzt wird, wenn er verfügbar ist. In das von den Partnern entwickelte Lastmanagement fließen auch Prognosewerte ein: Das heißt, das System erhält eine Vorhersage für den Strombedarf und die PV-Erzeugung. Durch intelligente Steuerung können so Bedarf und Angebot besser aufeinander abgestimmt werden.

Hohe Relevanz: Rechtliche Aspekte

Der übergreifende rechtliche Rahmen sowie allgemeine regulatorische Hürden spielten in dem Projekt eine wichtige Rolle. So waren zum Beispiel die Themen Energierecht, Eigentumsrecht oder Steuerrecht von hoher Relevanz. Diese betreffen etwa folgende Bereiche: eine Betreiberstruktur für die PV Anlage und die Ladepunkte, den vertraglichen Rahmen für die Strombelieferung sowie entsprechende technische Vorkehrungen, die Darstellung der Eigenversorgung aber auch einer Direktbelieferung in einem System mit mehreren Abnehmern.

Ergebnisse und Praxistransfer

Im Projekt EMGIMO sammelten die Partner wichtige Erfahrungen, die auch für ähnliche Vorhaben von Relevanz sind. Diese werden nun in zwei Leitfäden ausführlich vorgestellt. Hier wesentliche Erkenntnisse in Kurzform:

  • Steuerbare Lasten sollten möglichst über eine Kundenanlage in einem Bereich zusammengefasst werden. So ist eine Steuerung durch den Betreiber möglich. Dafür ist ein entsprechender rechtlicher Rahmen erforderlich, der teils auch über den Mietvertrag festgelegt werden muss.
  • In der Pilot-Mehr-Mieter-Gewerbeimmobilie lassen sich mit dem Kundenanlagemodell über 90% PV- Stromnutzung realisieren, teils als Eigenverbrauch und teils als Direktverbrauch.
  • Die Digitalisierung (Beispiel Stromzähler) und die zentrale Einbindung relevanter Lasten wie Elektromobilität oder Klimaanlagen ins Lastmanagement sind essentiell.
  • Im Bestand kann die Photovoltaik nur dann für Mehr-Mieter-Gewerbegebäude eine wirtschaftliche Option darstellen, wenn vor der fälligen Dachrenovierung ein fertiges Konzept für die Umsetzung vorliegt.
  • Gewerbliche Mieter haben ein Interesse an der Nutzung von PV-Strom. Sie bevorzugen aber eine "Plug-and-Play"-Lösung. So sind die Nutzer zum Beispiel nicht bereit, vor dem Laden eines Elektrofahrzeugs eine Tarifauswahl zu treffen.
  • In dem Projekt zeigte sich, dass eine Trennung zwischen Infrastruktur und Strombelieferung der Ladeinfrastruktur in Gebäuden kontraproduktiv ist. Dies gilt im Hinblick auf die (in der Regel limitierte) Strom-Anschlussleistung des Gebäudes als auch bezüglich prioritärer Nutzung des vor Ort erzeugten CO2-freien Stroms. Eine Trennung würde zudem die Kosten unnötig weiter erhöhen.
  • Die Projektpartner erarbeiteten Vorschläge, um die Wirtschaftlichkeit von E-Fahrzeug-Ladepunkten und PV-Anlagen für gewerbliche Betreiber zu erhöhen.
  • Zusätzlich analysierten sie die Auswirkungen der EEG-Umlage auf lokal erzeugten und im Gebäude vermarkteten PV-Strom.
Zuletzt aktualisiert am:
12.07.2021

Gewerbeimmobilien: Mieterfreundlich Photovoltaik-Strom integrieren

För­der­kenn­zei­chen: 03EGB0004A-E ; G

Projektlaufzeit
15.08.2017 30.09.2020 Heute ab­ge­schlos­sen

The­men

Energieplanung für Städte, Betriebsführung & Energiemanagement, Solarstrom

För­der­sum­me: 1.930.522 €

Kontakt

Koordination
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 http://www.hammer.ag

Tel.: +49 (0) 89 720 12 0

Entwicklung Prognosemodell, Simulation, Labrortests
DLR-Institut für Vernetzte Energiesysteme e. V.
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