02.11.2015 | Aktualisiert am: 12.07.2021

Der Energieeffizienzverband AGFW und der Energieversorger Mainova nahmen Mitte Oktober in Frankfurt am Main eine Teststrecke in Betrieb, mit der die Verlegung von Fernwärmeleitungen in Flüssigboden erprobt werden soll. Das Verfahren verspricht kürzere Bauzeiten, geringere Kosten und weniger Belastungen für Anwohner und Autofahrer.

Für die Untersuchung des Flüssigbodens wird an einer bestehenden Fernwärmeleitung ein sogenannter Bypass gelegt. Dieser besteht aus zwei parallelen Leitungen, die jeweils in rund 60 Meter langen Gräben verlaufen. Eine ist konventionell in Sand gebettet, die andere in Flüssigboden. Das ermöglicht den direkten Vergleich. Die Leitungen werden unabhängig vom Fernwärmenetz betrieben. Über einen Zeitraum von zwei Jahren werden sie gezielten Temperaturschwankungen ausgesetzt. Über eine funkgesteuerte Messeinrichtung lässt sich das Verhalten der Leitungen erfassen und vergleichen. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, standardisierte Berechnungsverfahren für die Nutzung von Flüssigböden für Fernwärmenetze zu entwickeln. Bisher wird bei jeder Baumaßnahme die Zusammensetzung individuell nach den jeweiligen Gegebenheiten geplant. Das ist mit großem Aufwand verbunden. Fließfähige Verfüllstoffe beziehungsweise Flüssigböden werden bereits im Kanalbau genutzt. Neben ihrem Einsatz in Fernwärmenetzen sollen sie langfristig für den Ausbau von Strom- und Gasleitungen optimiert werden.

Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderte Forschungsprojekt „Einsatz fließfähiger Verfüllstoffe zur Verlegung von Kunststoff-Mantelrohren (KMR) in Gräben und Haubenkanälen“ untersucht seit Sommer 2012 verschiedene Materialen und deren Auswirkungen auf Bauzeiten, Herstellungskosten und Umweltbelastungen. Das Projekt wird vom AGFW gemeinsam mit der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg und der GEF Ingenieur AG durchgeführt. Unterstützt wurden Bau und Betrieb des Bypasses von der NRM Netzdienste Rhein-Main, einer Tochter der Mainova. Durch den Anschluss an das bestehende Fernwärmesystem können unabhängig vom Regelbetrieb individuelle Betriebsphasen realisiert werden.

 

Technische Daten der Bypassleitung:

• Max. Vorlauftemperatur: 120 °C
• Min. Betriebstemperatur: 10 °C
• Temperaturdifferenz ΔT: 110 K
• Nenndruckstufe: PN 16
• Überdeckungshöhe: 1,6 m
• Länge 53 m
• Dimension der KMR DN 40/125
• Geplante Laufzeit: > 2 Jahre.

Kontakt zum Projekt

Koordination

AGFW | Der Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK e. V.
Website: https://www.agfw.de

+49(0)69-6304-1

©struvictory - stock.adobe.com

Energieversorgung in Gebäuden und Quartieren

Im Fokus der Forschung zu energieoptimierten Gebäuden und Quartieren stehen effiziente und zugleich wirtschaftliche Versorgungsstrukturen. Systemische Ansätze statt Einzellösungen sind gefragt, um Sektorkopplung und Digitalisierung voranzutreiben und den Primärenergiebedarf im gesamten System durch die Integration erneuerbarer Energien deutlich zu senken.

mehr
Das Informationssystem EnArgus bietet Angaben zur Forschungsförderung, so auch zu diesem Projekt.
Newsletter

Nichts mehr verpassen:

© bluejayphoto