05.06.2018 | aktualisiert am: 12.07.2021

Am Wissenschafts- und Technologiestandort Berlin Adlershof entsteht seit dem Herbst 2016 ein neues Wohnquartier im Passivhaus-Standard. Seine rücklaufseitige Anbindung an das bestehende Fernwärmenetz mit Einspeisung dort gewonnener Solarwärme ist Gegenstand umfangreicher Untersuchungen. Das Ziel ist eine möglichst hohe solare Wärme- und Strombedarfsdeckung. Erste Ergebnisse wurden auf den diesjährigen Berliner Energietagen präsentiert.

Das Newton-Projekt Berlin-Adlershof widmet sich dem Monitoring und der anschließenden Betriebsoptimierung einer solaren Wärme-und Stromversorgung von Wohngebäuden im Passivhaus-Standard mit rücklaufseitiger Fernwärmeanbindung. Der 1. Bauabschnitt umfasst drei viergeschossige Wohngebäude mit 38 Wohneinheiten und ca. 3.000 m2 Wohnfläche, realisiert im Passivhaus-Standard. Das Anlagenkonzept fußt auf einer möglichst hohen Wärmebedarfsdeckung durch Solarthermie und möglichst hoher Strombedarfsdeckung durch Photovoltaik. Dazu ermittelten die Forscher der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Wolfenbüttel Endenergiebedarfe bzw. Gebäudelasten.

Neues Ziel Effizienzstandard KfW-40 Plus

Für das Energiekonzept des Quartiers untersuchten die Wissenschaftler bereits in der Planungsphase verschiedene Varianten einer zentralen und dezentralen Versorgung. Zum damaligen Zeitpunkt hieß das Ziel noch "Erreichen eines Plusenergie-Standards". Doch nach Bewertung der untersuchten Varianten war klar: Wirtschaftlich sinnvoll und realistisch umsetzbar ist der Effizienzstandard des KfW-Effizienzhaus 40 Plus. So wird Haus 1 nun mit Dach- und Fassaden-PV-Anlagen ausgestattet, Haus 2 erhält eine Solarthermie-Anlage sowie die Technikzentrale. Und auf Haus 3, das inzwischen bezogen wurde, ist eine PV-Anlage auf dem Dach in Betrieb. In diesem Gebäude wurden bereits erste Verbrauchsmessungen durchgeführt, für alle PV-Anlagen eine Ertragsprognose erstellt.

Bilanzoptimierte, erneuerbare Fernwärme

In Kombination mit der solarthermischen Wärmebereitstellung stellt die Option von Netzeinspeisung und Netzbezug eine energetisch und wirtschaftlich interessante Lösung dar. Aktueller Arbeitsschwerpunkt ist daher die Umsetzung eines Energiekonzepts der "bilanzoptimierten Fernwärme". Es umfasst vor allem den Bezug von Nah- und Fernwärme und die Einspeisung der Solarwärme durch die rücklaufseitige Anbindung an das bestehende Netz der BTB, aber auch die Errichtung eines siedlungsseitigen Nahwärmenetzes mit bidirektionaler Wärmeübergabe (Ein-und Ausspeisung). Untersucht werden auch der Betrieb einer integrierten Luft-/Wasserwärmepumpe, die Gebäudelüftung mit Wärmerückgewinnung sowie Photovoltaik-Anlagen und Batteriespeicher. Das Monitoring der Gesamtanlage hat begonnen. Die kompletten Messergebnisse werden in 2019 erwartet.

Neues Verrechnungsmodell

Mit dem Betreiber des Fernwärmenetzes in Adlershof, der BTB Blockheizkraftwerks- Träger- und  Betreibergesellschaft Berlin wurde ein Verrechnungsmodell entwickelt, das die Einspeisung von im Quartier erzeugter solarer Wärme gegenüber der aus dem Netz bezogenen Fernwärme behandelt. Obwohl sich das Netz wie auch die Erzeugungsanlagen der BTB durch sehr gute Primärenergiefaktoren auszeichnen, war diese Kooperation für die BTB eine strategische Entscheidung. Das Motiv: Investoren als künftige Kunden zu gewinnen und dazu das Fernwärmenetz als virtuellen Speicher anzubieten.

Weitere Informationen zum Newton-Projekt Berlin Adlershof enthält die ausführliche Projekt-Visitenkarte auf der Website Energiewendebauen.

Kontakt

Koordination

Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, Fakultät Versorgungstechnik, Institut für energieoptimierte Systeme (EOS)
http://www.ostfalia.de/v

+49(0)5331-93939

Newsletter

Nichts mehr verpassen:

© bluejayphoto