Das Forschungsprojekt IntrHo überträgt das in Kommunen erprobte Finanzierungsmodell des Intractings auf die besonderen Bedingungen von Hochschulen. Damit sollen das hochschulinterne Energiemanagement unterstützt, wirtschaftliche Energiesparmaßnahmen erschlossen und die Hochschulhaushalte von Energiekosten entlastet werden.

Der finanzielle Engpass vieler Städte verhinderte oft, dass sinnvolle und notwendige Investitionen für mehr Energieeffizienz im Gebäudebestand durchgeführt werden konnten. In Stuttgart und einzelnen weiteren Kommunen wurde seit Mitte der 1990er Jahre ein neues Finanzierungsinstrument entwickelt, das den Gedanken des Contractings aufgreift, aber ausschließlich mit städtischen Haushaltsmitteln operiert. Das sogenannte Intracting wird in der kommunalen Praxis inzwischen mit wachsendem Erfolg eingesetzt. Das Forschungsprojekt IntrHo hat diesen in Kommunen erprobten Ansatz auf die besonderen Bedingungen von Hochschulen übertragen.

Intracting ermöglicht eine kontinuierliche Effizienzsteigerung

An Hochschulen werden selbst hochwirtschaftliche Energiesparmaßnahmen vielfach nicht umgesetzt. Es fehlen der Verwaltung häufig sowohl das Personal als auch die finanziellen Mittel für die erforderlichen Investitionen. Zudem konkurrieren diese mit Investitionen in Lehre, Forschung oder in notwendige Verwaltungsaufgaben. Auf dieses Dilemma zwischen langfristigen Zielen und kurzfristigen Zwängen bei der Mittelvergabe fokussiert sich das Projekt. Ziel ist es, mit dem Intracting ein anwendungsorientiertes, übertragbares Konzept zu entwickeln und zu erproben. Es soll das hochschulinterne Energiemanagement in die Lage versetzen, kontinuierlich an der Effizienzsteigerung der Hochschulgebäude zu arbeiten und somit vorhandene Energieeinsparpotenziale zu erschließen.

Die Forschenden haben dazu untersucht, wie das Intracting-Modell an Hochschulen implementiert werden kann, um wirtschaftliche Energiesparmaßnahmen zu erschließen und die Hochschulhaushalte von Energiekosten zu entlasten. Neben den methodischen Fragen wurden Simulationswerkzeuge entwickelt, mit denen die Implementierung unter hochschulspezifischen Randbedingungen visualisiert und optimiert werden können.

Auf Dauer finanzieren die Maßnahmen sich selbst

Intracting basiert auf der Re-Finanzierung von Energiesparmaßnahmen aus durch energetische Verbesserungen eingesparten Geldmitteln. Dazu ist es erforderlich, eine gesonderte „Intracting-Kostenstelle“ einzurichten, die mit einer einmaligen Anschubfinanzierung ausgestattet wird. Mit dieser werden erste Maßnahmen finanziert, die mit der Zeit zu Energiekosteneinsparungen führen. Sie werden der Kostenstelle Intracting gutgeschrieben. Damit können wiederum neue Maßnahmen finanziert werden. Bei richtiger Ausgestaltung, Einführung und Anwendung ergibt sich ein exponentieller Anstieg der verfügbaren Finanzmittel. Auf diesem Wege werden positive finanzielle und organisatorische Rahmenbedingungen für eine kontinuierliche energetische Modernisierung von Gebäuden geschaffen.

„Mit Intracting werden die vielen zum Teil sehr wirtschaftlichen Energieeinsparmaßnahmen an Hochschulen umgesetzt und der Klimaschutz vorangebracht. Bezogen auf die betrachteten Maßnahmen sinken der Energieverbrauch und damit auch die CO2-Emissionen um 60 bis 70 Prozent.“ Projektleiter Prof. Dr.-Ing. Jens Knissel

Praxistest an der Universität Kassel

Für die Universität Kassel und vier weitere Hochschulen wurden in IntrHo beispielhaft Implementierungskonzepte durch die jeweiligen Bauabteilungen erstellt. Zudem haben die fünf Hochschulen das im Projekt entwickelte Simulationswerkzeug für die strategische Planung und konzeptionelle Ausgestaltung des Intracting-Ansatzes erprobt. Die Universität Kassel hat Intracting in der Abteilung Bau, Technik, Liegenschaften eingeführt und wendet es erfolgreich an.

Das Pilotprojekt in Kassel hat mit einer Anschubfinanzierung von 850.000 Euro gestartet und damit von 2015 bis 2020 schon 30 Energieeffizienzmaßnahmen finanziert und umgesetzt. Dazu gehörten zum Beispiel die Sanierungen von Beleuchtungssystemen, Lüftungsanlagen oder Umwälzpumpen, aber auch die Installation von Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern mehrerer Gebäude. Die Forschenden gehen davon aus, dass die Universität mit Intracting langfristig den gesamten Wärme- und Stromverrauch ihrer Gebäude um rund 30 Prozent reduzieren kann. Damit leistet die Hochschule nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz, sie macht langfristig auch Gewinn. Denn schon innerhalb von 15 Jahren vervielfältigt sich die Anschubfinanzierung beim Intracting um den Faktor 20 bis 40.

Leitfaden zeigt wie Intracting erfolgreich implementiert werden kann

Aus den Erfahrungen des Projekts in Kassel hat das IntrHo-Team verschiedene Erkenntnisse gewonnen: Ein Faktor für erfolgreiches Intracting sind zum Beispiel besonders wirtschaftliche und gleichzeitig schnell umsetzbare Maßnahmen. Vor allem in der Anfangsphase sind diese entscheidend, da sie dafür sorgen, dass möglichst bald nennenswerte Zuflüsse auf die Intracting-Kostenstelle stattfinden, die dann wieder reinvestiert werden können. Nur so kann der Intracting-Kreislauf in Gang gesetzt werden und die Finanzmittel exponentiell ansteigen. Eine Rückzahlung der Anschubfinanzierung ist sogar mit Gewinnzuschlag möglich, sollte aber erst nach der Anlaufphase beginnen, um die wichtige Startphase nicht zu behindern. Erforderlich für ein erfolgreiches Intracting ist zudem, dass zusätzliches, kompetentes Personal eingestellt und der Prozess durch die Hochschulleitung und die Bauabteilung unterstützt wird.

Diese und weitere Erkenntnisse, mögliche Fallstricke und Werkzeuge für eine erfolgreiche Einführung und Anwendung von Intracting hat das IntrHo-Team in einem Leitfaden zusammengefasst.

Zuletzt aktualisiert am:
18.01.2022

Intracting an Hochschulen (IntrHo): Kontinuierliche Steigerung der Energieeffizienz an Hochschulen durch Implementierung des Intracting-Modells

För­der­kenn­zei­chen: 03ET1323A

Projektlaufzeit
01.10.2015 28.02.2022 Heute ab­ge­schlos­sen

The­men

Wirtschaftlichkeitsanalysen, Modellierung & Simulation

För­der­sum­me: 628.813,00 €

Kontakt

Universität Kassel
Fachgebiet für Technische Gebäudeausrüstung
www.uni-kassel.de
+49(0)561-804-7463

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